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ZUWEISER

Hier finden Sie sämtliche Informationen, die Sie als Zuweiser benötigen. 

Oft sind die Ursachen multifaktoriell, die dazu führen dass Patient*innen Gesundheitseinrichtungen aufsuchen. Ob Krankheiten ausbrechen, hängt oft auch von Belastungs- und Lebensstilfaktoren ab. Zahllose Reize prasseln täglich auf uns ein, was dazu führt, dass wir körpereigene Signale nicht mehr wahrnehmen oder falsch interpretieren und so die Fähigkeit zur Selbstregulation verlieren.

Solche „medizinisch unerklärbaren Symptome“ (Haller et al., 2015) sind ein relativ neu erkanntes Phänomen. Die Behandlung der Symptome bringt uns nicht dauerhaft weiter. Die Wahrnehmung von Körpersignalen ist jedoch zentral, um eine wichtige Fähigkeit zu nutzen: die Fähigkeit zur Anpassung an unsere Umwelt, die Fähigkeit zur Selbstregulation.

 

Hier setzen zwei in dieselbe Richtungen gehende Behandlungssysteme an, die ihren Ursprung in den USA der 1970er Jahre nahmen:

Zum einen an der Harvard University mit dem Kardiologen Herbert Benson, welcher den Begriff der „Relaxation Response“ prägte, quasi den Gegenspieler der Stressantwort „Fight or Flight Response“ (Benson, 1976). Er zeigte, dass sich im Alltag stressinduzierte Veränderungen des Organismus ausgleichen lassen.

Zum anderen erforschte der Biologe Jon Kabat-Zinn fast zeitgleich an der University of Massachusetts die Wirkung von Achtsamkeitsmeditation bei Patient*innen mit chronischen Erkrankungen und entwickelte daraus das heutzutage breit etablierte 8-wöchige MBSR-Programm und propagiert die Kultivierung einer achtsamen Haltung im Alltag (Kabat-Zinn, 1990).

Im Jahr 2000 wurde das Konzept vom United States National Center for Complementary and Integrative Health eingeführt und  Mind Body Medicine (MBM) genannt.

 

Von den USA fand das Konzept der MBM den Weg via Deutschland (Kliniken Essen-Mitte) in die Schweiz ans Unispital in Zürich (Institut für komplementäre und integrative Medizin). Es wurde um die Inhalte Spannungsregulation durch Atmung, Bewegungsverhalten im Alltag, weitere Strategien zur Selbstregulation und Ernährung erweitert. Zentrale psychologische Aspekte, die mit Lebenshaltung, Gedanken und Gefühlen, Lebenszielen und Sinndimension zu tun haben, zählen dazu sowie soziale Beziehungen und die berufliche Leistungsfähigkeit einer Person.

 

Die Mind Body Medicine will Patient*innen mit chronischen und lebenstilassoziierten Erkrankungen durch geeignete Interventionen befähigen, ihre eigenen Gesundheitsressourcen nachhaltig zu stärken. Sie versteht sich ausdrücklich nicht als Alternative zur konventionellen Medizin, sondern als komplementäres Element. Es geht darum, die Patient*innen in ihrer Selbstwahrnehmung, Selbstfürsorge und Selbstverantwortung in physiologischen, emotional-gedanklichen, sozialen Dimensionen ihres Menschseins zu unterstützen und zu stärken.

 

Neu werden wir in unserer Praxis in Bern mit dem ganzheitlichen Konzept der MBM arbeiten.

Techniken aus der klassischen Physiotherapie beziehen wir in die Therapie mit ein, wenn es dem Behandlungserfolg dient.

 

Die Zuweisung der Patient*innen erfolgt mittels einer Verordnung für Physiotherapie. Unser Angebot steht auch Selbstzahlenden zur Verfügung.

Beschwerdebilder:

  • Behavior: stressreduzierendes Verhalten
    Es geht darum, den Ursachen und Gedanken hinter Ihrem Stress auf den Grund zu gehen. Wir stärken zusammen Ihre Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit und emotionale Intelligenz.
  • Exercise: ausreichende Bewegung
    Wir helfen dabei, Bewegung in einem moderaten Umfang im Alltag zu integrieren. Es gilt: Die Freude an der Bewegung steht im Vordergrund, wir schauen zusammen, welche Art der Bewegung zu Ihnen passt und Ihnen Freude macht. Bewegung kann uns unter anderem vor Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Depression, mehreren Krebsarten und Fatigue schützen.
  • Relaxation: regelmässige Entspannung
    Unter Dauerstress verlernen wir Entspannung. Durch das Wiedererlernen von Entspannung stärken wir den Parasympathikus, was unter anderem dazu führt, dass sich Herz- und Atemfrequenz normalisieren und sich die Muskelspannung löst. Wir arbeiten mit progressiver Muskelrelaxation (nach Jacobson), autogenem Training, diversen Atemtechniken, Visualisierung und Imagination, weiteren Techniken zur Regulation des vegetativen Nervensystems.
  • Nutrition: achtsamer Genuss und gesunde Ernährung
    Wie bringen Sie eine gesunde Ernährung in Ihrem Alltag unter? Hier schauen wir Ihren Alltag zusammen an und analysieren mögliche Bedürfnisse und Veränderungsansätze. Für komplexere Themen ist eine Zusammenarbeit unsererseits mit einer Ernährungsberaterin im Aufbau.

Literatur:

Benson H. The Relaxation Response. New York: Avon Books; 1976

Haller H, Cramer H, Lauche R, Dobos G. Somatoform disorders and medically unexplained symptoms in primary care. Dtsch Arztebl Int. 2015 Apr 17;112(16):279-87. doi: 10.3238/ arztebl.2015.0279. PMID: 25939319; PMCID: PMC4442550.

Kabat-Zinn J. Full Catastrophe Living. Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness. Delta; 1990

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